Donnerstag, Mai 17, 2007

Teil 2: Ossis auf Fernreise - Definition: Wossi

Nachdem ich mich in meinem Beitrag bei im Westen lebenden Ossis unbeliebt gemacht habe, bedarf es einer differenzierten Betrachtung.
Zunächst einmal ist zu sehen, dass obwohl sich - nun im Westen lebende - Ossis, die aber die größte Zeit ihrer Kindheit im Osten verbracht haben, immer noch den Schuh anziehen, Ossis zu sein. Dies ist nur zum Teil richtig, da sie ja nun mal nicht ihren fürchterlichen Akzent von heute auf morgen auf pfälzisch oder hessisch umstellen können. Das verlangt ja auch keiner. Der andere Teil der Wahrheit ist aber, dass sich die älteren neuen Mitbürger aus den neuen Ländern, die sich die alten Länder der alten Bundesrepublik neu einverleibt hatten, oftmals mit den alten Abläufen der alten Länder und den Prozessen, die neue, westliche Technik so mit sich bringt - sagen wir mal - etwas schwerer tun.
Dies allein wäre ja auch noch kein Anlass zur Kritik. Problematisch wird es ja, wenn sich der Ossi unbegründet, aber dennoch lautstark beschwert, es aber keinerlei Anlass dazu gibt und während er das tut, offenbar wird (meistens allen Umstehenden), dass er überhaupt keine Ahnung von der Materie hat und sich damit quasi selbst der Lächerlichkeit preis gibt.
In diesem Zusammenhang ist auch die übertriebene, harsche Kritik von aus den neuen Ländern ausgewanderten Ossis zu sehen, die sich aus Gründen falsch verstandener Solidarität immer noch als Ossis sehen, obwohl sie die entscheidenden Gründerjahre der neuen Länder verpasst haben und damit auch den entscheidenden letzten Schliff zur Ossi-Mentalität überhaupt nicht mehr mitbekommen haben.
Um diese Diskrepanz aufzulösen, bedarf es demnach einer neuen Definition. Nämlich die des Wossis. Den Begriff musste ich gerade eben ins Benutzerwörterbuch eintragen, aus mir unerfindlichen Gründen war er dort noch nicht vorhanden.
Ein Wossi ist ein - seit den Gründerjahren der neuen, gesamtdeutschen Republik (ca. 1989-92) - im Westen lebender, meist junger Ossi, der mit den Gegebenheiten, Prozessen bzw. Abläufen, Anforderungen der neuen, westlichen Technik weitestgehend vertraut ist.
Hier ein Beispiel eines lupenreinen Ossis, der sich mit westlicher Technik kritisch auseinandersetzt.
Davon unterscheidet sich jedoch krass der gebildete, ruhige Wossie, der mittlerweile technisch bewandert ist und sich das nötige Rüstzeug für den täglichen Wahnsinn selbst neu angeeignet hat. Wossis unterscheiden sich allerdings nur noch in ihrem Wohnort von jungen Ossis, die Durchhaltevermögen und Eigeninitiative bewiesen haben und ihrer Heimat nicht den Rücken zugekehrt haben. Früher haben sich Wossis noch durch ihr Sozialverhalten und durch ihre Kleidung von ihren Artgenossen in den alten Ländern unterschieden, mittlerweile ist dieser Gegensatz durch eine generelle Degenerierung der heutigen Jugend aufgehoben worden.
Hier ein Beispiel für ein Ossi, der auch gut und gerne als Wossi durchgehen würde.

Labels: , , ,

Sonntag, Mai 06, 2007

Ossis auf Fernreise - Teil 1: westliche Drehtürtechnik

Hallo liebe Fernreisenden,
dies ist eine Anleitung zum Umgang mit Drehtüren am Frankfurter Flughafen, ganz besonders bei denen, die sich kurz bevor der Handgepäckkontrolle am Gate 1 befinden.
Neulich stand da nämlich frühmorgens eine Bande Ossitouristen in der Drehtür und harrten der Dinge, die da kommen mögen. Als gestresster Ecco-Handelsreisender muss morgens natürlich alles funktionieren, wenn da die Bahn schon mit Verspätungen anfängt, ist der Tag eigentlich schon so gut wie gelaufen. Eins draufsetzen in dieser verzweifelten Situation können allerdings nur noch Ossis. Besagte Reisende standen also mit voller Touristenmontur in der Drehtür und warteten darauf, dass sich das verfluchte Ding weiterdreht, weil sich nach einer Viertelstunde stehen abzeichnete, das es bei der Handgepäckkontrolle wieder 1/2 m³ Raum nach vorne gab. Wegen der sich nicht abzeichnenden Beweglichkeit der beschriebenen drehbaren, elektrischen Tür stieß der vorne an der Glasscheibe sich die Nase plattdrückende Ossi-Rentner Verwünschungen aus:
"Zum Kodse!" (in Ossisch gebrüllt).
Nicht wissend, dass die beiden Ossitourirentnerinnen - über die Beschwerlichkeiten von Fernreisen schwafelnd - mitten im Eingang zur Drehtür standen, weil sie wegen des offensichtlichen Übergepäcks eigentlich nicht mehr in die Drehfuhre reingepasst hätten, das aber wahrscheinlich wegen eines Anfalls von Altersstarrsinn unbedingt so wollten.
Nach weiteren 5 Minuten (von der Schlange an der Handgepäckkontrolle war mittlerweile nichts mehr zu sehen, hab ich die Frau freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich schon aus dem Bereich des Eingangs der Tür herausbewegen muss, damit sich die Tür drehen kann. Erstmal kam eine Ewigkeit keine Reaktion, keine Antwort auch kein beherzter Schritt nach vorn, so dass ich schon dachte, den Herrschaften Unrecht getan zu haben und wollte die Frau nochmal auf Englisch anreden, vielleicht hatte ich das Ossideutsch ja einfach mit einem tief gälischen Dialekt verwechselt, was ja morgens um 6 schon mal vorkommen kann, wenn man eigentlich noch schläft und seine Tätigkeiten in Trance verrichtet.
Nun denn. Es tat sich dann doch etwas. Die Frau nahm sachte ihren rechten Fuss nach vorn, sage und schreibe ca. 10-15 cm. Dadurch schob sich sogleich die Drehtür munter und beschwingt hinterher und kam wieder zu einem sudden stop hinter dem linken hinteren Absatz der Dame, der fortan das Schlusslicht darstellen sollte, welches die Tür auf ihrem Weg eine halbe Drehung zu machen, immer wieder aufhalten sollte. So ging das Trauerspiel in Etappen weiter. Vorne drückte Ossiopi wild fluchend beinahe die arme Scheibe ein, während Ossiomi sich langsam immer nur zentimeterweise nach vorn bewegte, obwohl sie auch einen vollen, flotten 1m-Schritt nach vorn hätte gut und gern machen können.

Die Moral von der Geschicht',
bewegt sich mal die Drehtür nicht,
ist der Ossi ganz klar schuld,
üb' Dich einfach in Geduld.

Zu erwähnen sind noch die Profi-Consulter hinter mir, der Nerven blank lagen und die konstatierten, dass ihr Nervenkostüm immer schwacher wird mit der Zeit, wenn solche Incidents vorliegen. Ebenso die 2 Briten vor mir, die es gewöhnt sind, Schlange zu stehen und darüber kein Wort verloren, sowieso die Deutschen nicht verstehen können, die das mit der Schlange einfach nicht ertragen und sich immer wieder wie die Halbwilden bei solchen Gelegenheiten verhalten.
Gleichermaßen war eine fette Amerikanerin anwesend, die als einzige im kalten Aprilmorgen mit Shorts und T-Shirt unterwegs war, was beides drohte, vor meinen Augen zu zerreißen, weil es die Fettmassen irgendwie nicht unter Kontrolle bringen konnte. Echt. Wenn ich gefrühstückt hätte, wär mir das fast wieder hochgekommen.
Mir ist spätestens zu dem Zeitpunkt klargeworden, warum Geschäftsreisende prinzipiell besser bezahlt werden. Schmerzensgeld. Anders ist das nicht auszuhalten.

Labels: , , , ,